Teich

Rettungsmission beim Rotenburger Forstamt für den Edelkrebs

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Bebra – Ursprünglich war der Edelkrebs – die letzte einheimische Krebsart in Waldhessen – überall in Deutschland zu finden. Heute sind die Tiere jedoch vom Aussterben bedroht. Grund sind die sogenannten amerikanischen Flusskrebse, die sich stark ausbreiten, den Edelkrebs verdrängen und eine Krankheit übertragen, die ein Massensterben verursacht und mittlerweile den Namen „Krebspest“ trägt. Doch beim Rotenburger Forstamt läuft eine Rettungsmission.

Denn neben der Produktion von Holz spielt dort auch der Naturschutz eine wichtige Rolle: „Der Edelkrebs ist für uns von besonderer Bedeutung – für ihn haben wir eine Artenpatenschaft übernommen und fördern ihn mit gezielten Maßnahmen“, sagt Forstamtsleiter Steffen Wildmann. Darüber hinaus haben die heimischen Krebse auch einen konkreten Nutzen: „Die Tiere sind die Gewässerpolizei, weil sie alles fressen: Schnecken, Laub, Aas“, sagt Michael Herzog. Für den Naturschutzbeauftragten des Forstamtes und ehemaligen Revierförster von Bebra ist es daher eine Aufgabe, die für gesunde Gewässer dringend nötig ist.

„Eines der letzten hessischen Gewässer, in denen Edelkrebse Ende der 80er-Jahre lebten, war im Wildecker Suhlbach“, berichtet Michael Herzog. Seither ist das Forstamt im Einsatz, um den Wildecker Bestand zu schützen und dessen Nachkommen an andere Gewässer zu verteilen. „Die Goldbachteiche im Revier Bebra gehörten zu den ersten, wo eine Ansiedlung erfolgreich war“, sagt der Naturschutzbeauftragte.

Weil die Waldteiche abgelegen sind und keinen Zufluss haben, seien sie besonders gut geeignet gewesen. Mittlerweile seien in rund zehn Teichen im Rotenburger Forstamt Edelkrebse angesiedelt worden. „Ein weiteres Ziel ist es, auch wieder fließende Gewässer mit den Krebsen zu besiedeln. Doch das wird sich schwierig gestalten, da die ganze Fulda voller amerikanischer Krebse ist.“

Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung stehen auf der Agenda

Damit sich die Krebsnachfahren aus Wildeck auch stets in den Goldbachteichen bei Bebra weitervermehren, stehen bei Michael Herzog und dem Bebraer Revierförster Lukas Merlin Müller Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung auf der Agenda – in Absprache mit den örtlichen Naturschutzbehörden. „Wir betreiben ein Monitoring. Zudem lassen wir rund alle sieben Jahre die Teiche ab, um die Krebse zu zählen und die Teiche für die Krebse aufzubereiten“, sagt Herzog. Dazu müssen die Gewässer freigeschnitten werden, damit die Unterwasserpflanzen genügend Licht zum Wachsen erhalten – sie dienen den Edelkrebsen als Nahrungsquelle.

Wichtig sei außerdem, dass in der Uferregion genügend Unterschlüpfe durch Steine und Wurzeln gebildet werden. Denn tagsüber ruht der Krebs in einem Versteck und wird erst in der Dämmerung aktiv, um auf die Jagd zu gehen. „Deshalb haben wir auch am Ufer der Goldbachteiche Steine aufgeschüttet, damit sich die Krebse hier verstecken können“, sagt der Naturschutzbeauftragte des Forstamtes.

Von den Maßnahmen für den Edelkrebs würden auch weitere bedrohte Tierarten in den Teichen profitieren, erklärt Revierförster Müller. „Auch Fische, Amphibien, und Vögel haben davon einen Nutzen.“ So leben beispielsweise in den Goldbachteichen die vom Aussterben bedrohte Fischart Karausche, der Fisch Rotfeder, der auf der Vorwarnliste steht, und der seltene Fisch Bitterling.

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