Arten und Habitatpatenschaften

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Wir sind mit dem Förster draußen im seinem Revier unterwegs - er hält an einem kleinen Teich am Rande einer Waldwiese. Er kommt, um den Fahrer des Baggers zu verabschieden, der dort gearbeitet hat. Der Fahrer packt gerade seine Werkzeuge zusammen für die Weiterfahrt. Doch was macht überhaupt ein Bagger im Wald? Wer den Blick über die Wiese schweifen lässt sieht: dort ist ein großes Loch entstanden.

"Wir haben hier in den letzten Tagen einen neuen Teich angelegt" erzählt der Förster stolz. Damit unterstützen wir unsere Patenart, den Schwarzstorch. Der scheue Waldbewohner fliegt von seinem großen Nest im Wald los und sucht nach Wasserstellen, an denen er zum Beispiel Frösche fangen kann. "Da, wo bisher nur eine kleine Pfütze in einem Erdloch zu sehen ist, wird sich in den nächsten Monaten ein neuer Lebensraum für viele verschiedene Arten entwickeln".

Die Patenschaften unserer Forstämter

Der Schwarzstorch ist nur eine von knapp 50 Arten, die von den hessischen Forstämtern als Artpatenschaften ausgewählt wurden. Wie beim neuen Teich bei unserem Förster werden diese Arten mit besonderen Maßnahmen und Projekten gefördert. Und nicht nur bestimmte Arten bekommen diese besondere Aufmerksamkeit: Auch für über 20 besondere Habitate und Lebensräume werden solche Maßnahmen durchgeführt. Jedes der 39 Forstämter des Landesbetriebs HessenForst wählt Art- und Habitatpatenschaften.

Forstamt

Artpatenschaft

Habitatpatenschaft

Forstamt Bad Hersfeld

Schwarzstorch

 Waldwiese

Forstamt Bad Schwalbach

Schwarzstorch

 

Forstamt Beerfelden

Äskulapnatter

Steinrasseln (Mini-Blockfelsenmeere)

Forstamt Biedenkopf

Feuersalamander

Niederwald

Forstamt Burghaun

Kreuzotter, Elsbeere

 

Forstamt Burgwald

Rundblättriger Sonnentau, Schmalblättriges Wollgras, Rauhfußkauz, Sperlingskauz

Waldmoore

Forstamt Darmstadt

Eremit, Fledermäuse

Waldrand, Hohlwege, Lösswände

Forstamt Dieburg

Laubfrosch, Ziegenmelker, Gelbbauchunke

Sukzessionsflächen

Forstamt Frankenberg-Vöhl

Mopsfledermaus, Hirschkäfer, Geburtshelferkröte, Schwarzstorch

Waldwiesen

Forstamt Fulda

Schwarzstorch, Kreuzotter

Auwald

Forstamt Groß-Gerau

Wildobst

Auwald

Forstamt Hanau-Wolfgang

Eisvogel, Flatterulme

Kleingewässer

Forstamt Herborn

Haselhuhn, Gelbbauchunke, Feuersalamander

Stillgewässer

Forstamt Hess. Lichtenau

Luchs, Brauns Schildfarn

Moorbirkenwald

Forstamt Hofbieber

Mopsfledermaus, Schwarzstorch, Feuersalamander,

Quellen

Forstamt Jesberg

Schwarzpappel

Hangmoor, Quarzithalden

Forstamt Jossgrund

Kreuzotter, Biber

Wacholderheide

Forstamt Kirchhain

Große Moosjungfer

Erlenauwald

Forstamt Königstein

Rauhfußkauz, Lanzettliche Glockenblume, Gestreifte Quelljungfer, Uhu

Bäche

Forstamt Lampertheim

Mittelspecht, Wiedehopf

 

Forstamt Langen

Ziegenmelker, Moorfrosch

Sandkiefernwälder

Forstamt Melsungen

Luchs, Gestreifte Quelljungfer

 

Forstamt Michelstadt

Sperlings- und Rauhfußkauz

 

Forstamt Neukirchen

Laubfrosch, Waldschnepfe, Wasserfledermaus

Feuchtstandorte

Forstamt Nidda

Laubfrosch, Hirschkäfer, Mopsfledermaus

Waldteiche, Offenland-NSG

Forstamt Reinhardshagen

Schwarzstorch, Eremit

Waldmoor

Forstamt Romrod

Bechsteinfledermaus, Schwarzstorch

Waldwiesen

Forstamt Rotenburg

Edelkrebs

Fließgewässer, Quellen

Forstamt Rüdesheim

Äskulapnatter, Wildkatze, Rentierflechten

Silikatfelsen

Forstamt Schlüchtern

Biber, Fischotter, Kreuzotter, Rotmilan

Waldwiesen

Forstamt Schotten

Luchs, Rotmilan

Quellen

Forstamt Wehretal

Frauenschuh, Eibe

Felsabhänge, Geröll- und Schutthalden

Forstamt Weilburg

Gelbbauchunke, Bechsteinfledermaus, Blauschillernder Feuerfalter

Steinbrüche, Tongruben

Forstamt Weilmünster

Gelbbauchunke

 

Forstamt Weilrod

Wildkatze, Uhu

Feuchtbiotope, Kleingewässer

Forstamt Wettenberg

Feuersalamander, Laubfrosch

Stillgewässer

Forstamt Wetzlar

Haselmaus, Mittelspecht,Dunkler Wiesenknopfameisenbläuling

Eichenwald, Quellen

Forstamt Wiesbaden-Chaus.

Äskulapnatter, Wespenbussard

Aufgelassene Steinbrüche

Forstamt Wolfhagen

Eremit

Quellbäche, Moore

Regionale Unterschiede

Dabei unterscheiden sich die ausgewählten Arten als auch die Habitate zum Teil erheblich- je nachdem welches Forstamt man gerade besucht. Da Hessens Wälder so vielfältig sind, findet man eine Fülle an Arten. Während im Norden und Osten Hessens Schwarzstorch, Moore oder Libellen besondere Beachtung finden, wurden im trockenen und wärmeren Süden Mittelspecht, Wiedehopf oder die Äskulapnatter ausgewählt. Bei der Auswahl einer Art oder eines Habitats eines Forstamtes wird genau geschaut: gibt es besondere, seltene oder geschützte Vorkommen in unserem Forstamt? Welche davon sind typisch für die Region? Können Arten von Maßnahmen profitieren, die ursprünglich für eine andere Art durchgeführt wurde? Ein Teich für den Schwarzstorch hilft gleichzeitig vielen weiteren Arten wie Erdkröte, Bergmolch oder verschiedenen Libellenarten. Bäume, die im Umkreis einer Fledermauskolonie nicht mehr weiter genutzt werden, bieten einen hervorragenden Lebensraum für eine Vielzahl an Insekten. Oder die Fällung von Bäumen, die die Abbruchkante eines ehemaligen Steinbruchs beschatten - hier kann nicht nur der Uhu besser an seinen Brutplatz gelangen, auch Eidechsen freuen sich über ein Sonnenbad in luftiger Höhe.

Dokumentation und Kontrolle

Um einschätzen zu können, wo welche Maßnahmen sinnvoll sind, werden die Vorkommen der Patenschaftsarten und der Zustand der Patenschaftshabitate zukünftig aufgenommen und dokumentiert. Unser Förster notiert sich immer, wenn er einen Schwarzstorch im Wald oder auf den umliegenden Wiesen sieht. Zusammen mit seiner Kollegin, die Naturschutzprojekte im Forstamt koordiniert, zählt er in jedem Jahr wie viele Jungtiere im gut versteckten Nest im Wald sitzen. Je besser der Lebensraum für die Art, desto mehr breitet sie sich aus. Die gesammelten Informationen bieten die Grundlage für Maßnahmen und Projekte, die in den kommenden Jahren durchgeführt werden. Zusammen mit vielen weiteren Maßnahmen bilden sie die Grundlage für die Lokalen Naturschutzkonzepte die jedes Forstamt erstellt.

Aber zurück zu unserem Waldteich: Unser Förster ist zufrieden mit der Arbeit des Baggers. Neben einer tieferen Wasserzone gibt es auch einige flachere Bereiche in denen sein Schützling, der Schwarzstorch, zukünftig herumstreifen kann um Nahrung zu finden. Er verabschiedet sich vom Fahrer und erkundigt sich, wo dieser als nächstes Arbeiten wird. Tatsächlich fährt er zu seinen Kollegen ins Nachbarforstamt. Dort soll er Erde aus verschlammten Gräben im Wald räumen. Das Nachbarforstamt hat eine Patenschaft für Auwälder und hofft, so die ursprüngliche Wasserdynamik wieder in Schwung zu bringen!

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